ONG-BAK

Veröffentlicht: 5. Mai 2010 in reviews
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Ich muss jetzt erstmal ein wenig ausholen, da das meine erste Eastern-Review ist – der Leser möge mir verzeihen oder die ersten Absätze überspringen…

Für Martial-Arts Filme gelten andere Gesetze. Gute schauspielerische Leistungen, Kameraarbeit und Story sind zwar Beiwerk, welches man gerne annimmt und den Gesamteindruck noch verbessern können, aber letztlich interessieren natürlich die Kämpfe!

 

Damit für mich ein Martial-Arts Film oder Eastern herausragt, gehören dazu folgende Elemente:

 

  • überzeugende Kampfszenen, die qualitativ gut umgesetzt sind
  • Hauptdarsteller, welche ihre Szenen authentisch rüber bringen und auch offensichtlich ihre Bewegungen meistern und nicht durch billige Tricks, Stuntmen oder Schnitte erst gut werden. Je mehr der Held sein Können und seine Überlegenheit ausstrahlt, desto besser.
  • originelle Kampfszenen! Nicht ständig die schon ewig bekannten und gleichen Wushu Bewegungen, sondern abwechslungsreiche, alternative Stile, die etwas neues ins Genre bringen.

Bruce Lee

Es gibt nur wenige echte Koryphäen des Kampfkunstkinos zwischen dem ganzen billigen Kram mit bestenfalls durchschnittlichen Sportlern, allen mit Abstand voran natürlich Bruce Lee, welcher auch außerhalb des Films ein herausragender Kampfkünstler und Philosoph war, und mit seinen Ideen und Konzepten die Kampfkunst weiterentwickelt und revolutioniert hat.

Jackie Chan

Jackie Chan (THE YOUNG MASTER, POLICE STORY) wird (zumindest im Film) als sein legitimer Nachfolger angesehen, auch wenn sein Stil und seine Filme etwas ganz anderes sind. Mit dem Hintergrund der Peking Oper revolutionierte Chan den Eastern in erster Linie mit den spektakulären, stets von ihm selbst ausgeführten Stunts, welche an Waghalsigkeit kaum zu überbieten  und nach wie vor unübertroffen sind.

Jet Li

Jet Li (HERO, FEARLESS) hat einen ähnlichen Hintergrund wie Jackie Chan, und auch er ist ein beeindruckender Wushu Kämpfer mit einigen interessanten Filmen und Kampfszenen.

Zwei Filmstars sind mir in den letzten Jahren aufgefallen, welche das Potential haben könnten, mit den Großen gleichzuziehen. Zum einen Donnie Yen, über den ich bei Gelegenheit an anderer Stelle ausführlicher schreiben möchte (Update: mittlerweile geschehen in der Review zu IP MAN und IP MAN 2), und zweitens Tony Jaa, Held  aus ONG-BAK. Beide bringen mit ihren Kampfstilen etwas ganz neues ins Kino und überraschen die Zuschauer mit Bewegungen, die es in der Form noch nicht auf der Leinwand gab. Und damit wären wir beim eigentlichen Thema dieser Review…

ONG-BAK ist ein Film, der in den letzten Jahren entsprechend meiner genannten Punkte herausgestochen ist. Die Story ist simpel, die darstellerischen Leistungen bestenfalls solide, doch ONG-BAK hat uns erstens einen neuen Stern im Martial-Arts Kino beschert – Tony Jaa – und zweitens die Zuschauer mit einem Kampfstil, welcher zwar bekannt ist, jedoch filmisch eher selten umgesetzt wurde, überrascht: dem Muay Thai. Und diese traditionelle Kampfkunst aus Thailand wird in ONG-BAK spektakulär in Szene gesetzt, gepaart mit unglaublich akrobatischen Stunts von Tony Jaa und dem Stunt-Team.

Spektakuläre Anfangssequenz, die ein wenig an RAPA NUI erinnert

Kurz zur Handlung: in einem armen thailändischen Dorf wird der Kopf der Buddha Statue „Ong-Bak“ von skrupellosen Kunstschmugglern gestohlen. Das Dorf wird daraufhin von einer Pechsträhne verfolgt, so versiegt z. b. das Wasser im Brunnen. Schließlich bleibt den Dorfweisen nichts anderes übrig, als den jungen Ting (Tony Jaa) nach Bangkok zu schicken, um den Kopf wieder zu beschaffen.
In Bangkok trifft Ting auf Humlae (Petchtai Wongkamlao), der auch aus dem Dorf stammt, mittlerweile jedoch in Bangkok zusammen mit seiner Freundin Muay (Pumwaree Yodkamol) seinen Lebensunterhalt mit Glücksspielen und kleinen Betrügereien verdient – und damit auch oft in Ärger gerät. Humlae will nichts wissen von seiner alten Heimat und schon gar nicht bei der Suche nach dem Kopf helfen, der sich offensichtlich im Besitz eines berüchtigten Bosses in Bangkok befindet. Doch plötzlich erkennt Humlae das Potential Tings als Kämpfer und versucht sich mit ihm in illegalen Fightclubs was dazuzuverdienen. Ting willigt widerstrebend ein, in der Hoffnung, dadurch seinem Ziel näher zu kommen.

Ärger in Bangkok: Tony Jaa, Pumwaree Yodkamol, Petchtai Wongkamlao

Die Handlung ist wie schon erwähnt wenig revolutionär und ohne große Raffinessen oder Überraschungen. ONG-BAK überrascht dennoch mit einigen witzigen Dialogpassagen zwischen Humlae, der hier ein wenig als komödiantische Figur wirkt, und der aufgedrehten Muay – beide können anfangs mit dem Landei nicht viel anfangen, im Laufe der Geschichte sind sie aber immer froher, Ting bei sich zu haben.

Die Kampfszenen in ONG-BAK sind richtig gut. Tony Jaa hat eine unglaubliche Präsenz. Seine Bewegungen sind schnell, hart und wirken wuchtig. Jaas Gegner beziehen richtig Prügel. Die Choreographie gefällt mir ebenso wie die Variation an Schlägen und Tritten. Manche Kämpfe sind bereits nach wenigen Sekunden vorbei (das liebe ich – diesen Realismus hat Bruce Lee in vielen seiner Szenen berühmt gemacht), andere wiederum haben eine lange und ausgefallene Choreographie und sind mehr Show, allerdings werden die Ellenbogen- oder Kniestöße – eine Spezialität des Thaiboxens – dann doch etwas zu sehr ausgereizt.

Zwei andere größere Highlights im Film sind die Verfolgungsjagden: die erste ist zu Fuß und zeigt unglaubliche Leistungen von Tony Jaa. Er springt aus vollem Lauf über Autos oder rutscht unter ihnen durch, springt durch enge Hindernisse oder läuft mal eben über den Schultern einer Meute hinweg. Die zweite Verfolgungsjagd ist die Tuk-Tuk Raserei über den Straßen Bangkoks, die auch einige haarsträubende Stunts aufweist. Hier macht Jaa der Stunt-Referenz Jackie Chan alle Ehre.

Neuer Star im Martial-Arts Kino: Tony Jaa

Fazit

ONG-BAK ist ein richtig guter Martial-Arts Film mit spektakulären Kämpfen und Stunts. Tony Jaa hat das Potential zur ganz großen Nummer, und mit seinem Muay Thai Stil hebt er sich auch noch aus dem Kung Fu Einheitsbrei hervor. Für Fans des Genres ein absolutes Muss.

ONG-BAK
THA 2003
Regie: Prachya Pinkaew
Drehbuch: Suphachai Sittiaumponpan
Kamera: Nattawut Kittikhun
Schnitt: Thanat Sunsin, Thanapat Taweesuk
105 min.

8/10


Kommentare
  1. christiansfoyer sagt:

    Ja, Tony Jaa kann schon was. Allein diese Ellenbogen-Schädelspalter-Jumps haben’s ordentlich in sich 😉
    Der Film reißt wirklich gar nix, wenn man ’ne Story erwartet, aber du hast natürlich recht, wer in diesem Genre danach sucht hat dessen Grundlagen nicht mitbekommen

  2. Dr. Borstel sagt:

    Jup, ONG-BAK ist wirklich sehr unterhaltsam. Atemberaubende Stunts, die tatsächlich – und vor allem ohne große SFX – für einen ordentlichen Film reichen. Die Fortsetzung habe ich mir aber gespart.

  3. vanesa sagt:

    ich liebe jackie chan

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