Top 5 des Monats: Mai 2014

Veröffentlicht: 5. Juni 2014 in top 5 of the month
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Meine gesichteten Filme im Mai sind insgesamt ein wenig schwächer und auch weniger in der Anzahl (der Hauptgrund für letzteres heißt Breaking Bad), doch die besten fünf sind eine interessante Auswahl und gute Filmtipps (diesmal ausschließlich amerikanische Produktionen), und bis auf einen Titel aus den Neunzigern Klassiker aus den 30ern, 40ern, 50ern und 60ern – ein netter, doch unbeabsichtigter Querschnitt! Nachfolgend also meine Auswahl für den Mai 2014, doch vorweg möchte ich noch ankündigen, dass der Juni und der Juli möglicherweise dürftiger ausfallen werden, da ich in den nächsten vier Wochen im brasilianischen Fußball-Overkill versacken werde und an den Abenden keine Filme schauen kann. Ich hoffe, dass ich in der Fußball-freien Zeit dennoch den ein oder anderen Titel sichten kann, um diese Rubrik lückenlos fortsetzen zu können! ‚Nuff said, hier ist meine Auswahl:

Meine Top 5 Filme im Mai 2014:

5. Platz: GONE WITH THE WIND (USA 1939, Regie: Victor Fleming)

GONE WITH THE WIND

Einer der Klassiker und Kultfilm schlechthin, von dem zumindest jeder schon mal was gehört hat. Bis vor kurzem konnte ich mich noch nicht überwinden, mir den immerhin fast vier Stunden langen Schinken anzusehen. Doch diese Bildungslücke wurde nun gestopft, und ich bin positiv überrascht worden, da ich keine Schnulze voller Pathos, sondern einen monumentalen Abriss der traumatischsten Phase in der Geschichte der Vereinigten Staaten sehen konnte, der sich über viele Jahre erstreckt (darin erinnert er mich an George Stevens‘ GIANT) und interessante, keineswegs eindimensionale Charaktere behandelt. Zahlreiche Einstellungen haben Ikonen-haftes Niveau, und einer meiner Favoriten ist die Totale, in der Vivien Leigh zum ersten Mal mit der harten Realität des Bürgerkriegs konfrontiert wird. Sollte man mal gesehen haben.

4. Platz: THE GRAPES OF WRATH (USA 1940, Regie: John Ford)

THE GRAPES OF WRATH

So langsam füllt sich meine Liste mit den Filmen John Fords. In THE GRAPES OF WRATH, einer der zahlreichen Kollaborationen Fords mit Hauptdarsteller Henry Fonda (MY DARLING CLEMENTINE), wird eine Familie enteigneter Bauern aus Oklahoma gezeigt, die sich auf die beschwerliche Reise nach Kalifornien macht, weil dort Arbeit und Geld in Aussicht gestellt werden. Konfrontiert werden sie letztlich jedoch mit Ausbeutung, menschenunwürdiger Behandlung und Gewalt. Eine der ganz großen Auftritte Fondas, und ein starker (wenn auch nicht mein Lieblings-Ford) Klassiker Hollywoods.

3. Platz: NOBODY’S FOOL (USA 1994, Regie: Robert Benton)

NOBODY'S FOOL

Robert Benton, der vor allem wegen KRAMER VS. KRAMER einen Platz in Hollywoods Pantheon verdient, inszeniert Paul Newman zusammen mit einem starken Ensemble (Melanie Griffith, Bruce Willis, Jessica Tandy, u. a. auch der jüngst verstorbene Philip Seymour Hoffman) in einer rührenden Vorstadt-Tragikomödie voller skuriler Charaktere, die sich teilweise spinnefeind sind, aber doch irgendwie alle mögen und zumindest Abends zum gemeinsamen Poker zusammenkommen. In dem ganzen Hin und Her aus Diebstählen, Flirts, Streitgesprächen und harter Arbeit wird die Frage angegangen, was eine Familie eigentlich ausmacht, sie zusammenhält oder auseinanderreißt. NOBODY’S FOOL erinnert ein wenig an die Filme Alexander Paynes (SIDEWAYS, THE DESCENDANTS).

2. Platz: WEST SIDE STORY (USA 1961, Regie: Jerome Robbins, Robert Wise)

WEST SIDE STORY

Die Tatsache, dass ich mit Musicals wenig bis gar nichts anfangen kann, spricht angesichts des zweiten Platzes für WEST SIDE STORY wohl sehr für den Film. Tatsächlich haben mir, die Grundzüge eines Musicals mal akzeptiert, viele Elemente in diesem Klassiker gefallen. Angefangen mit der fantastischen Vogelperspektiven-Fahrt über New York, über die sorgfältig ausgewählten Farben, die fantastische Choreographie bis hin zu den berühmten Musiktiteln, die ich kannte, ohne zuvor jemals den Film gesehen zu haben, gefällt mir WEST SIDE STORY vor allem als Film sehr gut, wennauch der Titel nie die Chancen haben wird, in irgendeiner meiner Alltime-Listen zu landen. Ähnlich wie GONE WITH THE WIND, sollte man den Film zumindest mal gesehen haben.

1. Platz: THE AFRICAN QUEEN (USA 1951, Regie: John Huston)

THE AFRICAN QUEEN

Einer der ganz großen Klassiker Hollywoods hat es auf den ersten Platz meiner Monatsliste geschafft. THE AFRICAN QUEEN hat mich ähnlich beeindruckt wie Hustons THE TREASURE OF THE SIERRA MADRE – vor allem die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Humphrey Bogart und Katherine Hepburn ist der Schlüssel des Films, der auch ansonsten eine überaus gelungene abwechslungsreiche Struktur aufweist. Bogart ist ein Phänomen, da er seine ganze Starqualität aus seinem Spiel schöpft, denn ansonsten widerspricht er so ziemlich jedem Schönheitsideal. Das macht ihn ungemein sympathisch, und sein Zusammenspiel mit Hepburn ist auf den Punkt getroffen.

Eine Sache ist mir durch den Kopf gegangen, die mir häufig auffällt, wenn ich alte Filme schaue und sie mit neuen Mainstream-Titeln vergleiche: das Vertrauen der damaligen Filmemacher in die Qualität einer Performance oder eines Witzes, ohne diese filmisch zu überakzentuieren. Ein Beispiel für das was ich meine, ist Katherine Hepburn, als sie am Morgen nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht ganz verträumt auf den noch schlafenden Bogart blickt und dabei ihren Kaffee eingießen möchte. Sie verfehlt die Tasse und korrigiert ihren Fehler unmittelbar, nachdem sie kurz aus dem Konzept gerissen wurde. Alles wird in einer relativ weiten Einstellung, ohne Schnitt gezeigt. Die Szene ist witzig, ist rührend, und sie funktioniert. In einem typischen heutigen Film wäre dieser „Gag“ so übertrieben inszeniert, damit der Zuschauer auch ja begreift, dass die Szene lustig sein soll und er lachen muss. Man würde mit dem Close-Up des Gesichts von Hepburn arbeiten, mit einem Close-Up bzw. Detail-Shot vom verschütteten Kaffee, man würde höchstwahrscheinlich laufende Filmmusik pausieren wie in jedem zu sehenden Trailer, um den „Witz“ zu betonen. Durch all das geht jedoch das Spiel des Darstellers völlig verloren, und vor allem zeigt das, dass vielen Filmemachern heute der Mut oder das Vertrauen in sich und ihre Zuschauer fehlt. Aus THE AFRICAN QUEEN stammt übrigens eines meiner neuesten Lieblings-Filmzitate, das ich jedoch aus Spoiler-Gründen hier nicht nennen möchte!

Kommentare
  1. Wortman sagt:

    Die konnten früher noch Filme drehen und hatten Darsteller, die auch etwas konnten…

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